Im vergangenen Jahr gab es immer wieder Trubel im Hause Ottobock. Neben dem erneut versäumten Börsengang kam es zu Kündigungen von gleich drei der wichtigsten Management Positionen des Prothesenherstellers. Mit den jetzigen Aussagen über den CEO Oliver Jakobi versucht das Unternehmen, die Wogen zu glätten und Ruhe in das Unternehmen zu bringen. Dies ist auch bitter nötig. Immer wieder tauchten negative Schlagzeilen auf. Werden die Versuche, Oliver Jakobi auf der Position der Unternehmensführung zu halten, daran etwas ändern?
Das Unternehmen Ottobock
Ottobock ist ein weltweit führender Anbieter von medizinischen Geräten und Lösungen. Das Unternehmen wurde 1919 von Otto Bock gegründet und hat seinen Hauptsitz in Duderstadt in Deutschland. Es ist in den Bereichen Orthopädie-Technik, Rehabilitation und Medizintechnik tätig. Das Unternehmen bietet eine breite Palette an Produkten, darunter künstliche Gliedmaßen, Orthesen, Rollstühle, elektronische Gehilfen und vieles mehr. Diese Produkte helfen Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, ein aktives und unabhängiges Leben zu führen und so die Inklusion zu fördern.
Unter der Führung von Hans Georg Näder hat das Unternehmen eine starke Marktposition erlangt und ist für seine Innovationskraft und hochwertige Produkte bekannt. Näder ist ein starker Verfechter der Inklusion und arbeitet daran, dass Menschen mit körperlichen Einschränkungen dieselben Chancen und Möglichkeiten haben wie alle anderen. Ottobock hat Niederlassungen in über 50 Ländern und beschäftigt mehr als 7.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen ist engagiert, eine positive Auswirkung auf die Gesellschaft zu haben und setzt sich für die Förderung der Inklusion ein.
Die Personalie Oliver Jakobi
Oliver Jakobi ist der momentane Vorstandsvorsitzender von Ottobock. Er übernahm im Mai 2022 übergangsweise und zunächst einmal stellvertretend den Posten des CEO, während viele seiner Kollegen einer bizarren Kündigungswelle zum Opfer fielen. Jakobi gehört schon seit vielen Jahren zur festen Personalie des Unternehmens und arbeitete schon vor seiner Beförderung im Vorstand des Unternehmens. Er war für das internationale Geschäft sowie verschiedenen Regionen und ausländische Märkte verantwortlich.
Hans Georg Näder äußerte sich in einem Artikel der Niedersächsischen Wirtschaft sehr positiv über ihn: „Oliver Jakobi ist mit über drei Jahrzehnten bei Ottobock ein sehr erfahrener Industrieexperte und ausgewiesener Kenner unseres Unternehmens. In den vergangenen Monaten hat er gezeigt, dass er der beste Kandidat ist, um Ottobock in die nächste Phase der Unternehmensentwicklung zu führen". Niedersächsische Wirtschaft (6. Januar 2023)
Daraus lässt sich zunächst einmal schließen, dass Oliver Jakobi seine Position in näherer Zukunft höchstwahrscheinlich behalten wird. Sicher ist dies jedoch nicht, wie eigentlich nichts bei Ottobock. Dass führende Positionen innerhalb des Konzerns nicht immer in direkter Verbindung mit Sicherheit stehen, zeigen die Ereignisse des letzten Jahres. Vielen werden noch die Schlagzeilen bekannt sein, in denen es darum ging, dass der Vorstandsvorsitzende Hans Georg Näder eine Woche vor dem geplanten Gang an die Börse drei der wichtigsten Managementpositionen aus dem Unternehmen entlassen hat.
Die Kündigungswelle 2022
Wie bereits angesprochen, war das Geschäftsjahr 2022 der Ottobock Gruppe geprägt von vielen Problemen. Neben dem Börsengang der erneut angekündigt und dann doch nicht vollzogen wurde, standen auch drei Kündigungen auf dem Plan. Wobei man dazu sagen muss, dass Plan wahrscheinlich nicht das richtige Wort ist, denn wer plant schon die Kündigung der drei wichtigsten Managementpositionen in der Woche vor einem geplanten Börsengang? Mit unternehmerischer und strategischer Weitsicht, so wie sie ein Vorstandsmitglied wie Hans Georg Näder eigentlich haben sollte, hat dies nichts zu tun.
Kathrin Dahnke, frühere CFO, war verantwortlich für den Finanzbereich des Unternehmens und das erste Opfer einer willkürlichen Entlassungswelle. Die erfahrene Managerin trat erst im Herbst 2021 bei der Ottobock Gruppe an und brachte Hoffnung mit. Nach nur neun Monaten musste sie das Unternehmen jedoch bereits wieder verlassen. Obwohl diese Amtszeit ungewöhnlich kurz war, war sie im Vergleich zu den Amtszeiten ihrer Vorgänger, die seit 2017 versuchten, das Unternehmen auf einen besseren finanziellen Kurs zu bringen, aber erfolglos blieben, relativ lang. Derzeit übernimmt Arne Kreitz den Posten des CFO. Dahnke war im Unternehmen keine Unbekannte, denn sie besetzte von 1995 bis 2005 eine leitende Stelle und half dabei, die Firma zu stärken. In den darauffolgenden Jahren baute sie ihre Expertise als CFO weiter aus und war erfolgreich in anderen Unternehmen wie Knorr-Bremse, Werhahn und Osram tätig.
Hans Georg Näder begründete den Personalwechsel damit, dass Dahnke die “richtige Wahl” für die Vorbereitung auf den Börsengang gewesen sei, aber nun getrennte Wege gegangen würden. Eine solche Personalpolitik ist bei Ottobock jedoch keine Ausnahme. Näder treffe manchmal Entscheidungen, die nicht nachvollziehbar seien, so Insiderinformationen.
Auch der CEO Phillip Schulte-Noelle und der CTO Andreas Goppelt mussten das Unternehmen verlassen. Ihre Positionen wurden von Arne Jörn und Oliver Jacobi übernommen. Dahnke, Schulte-Noelle und Goppelt gehörten zu den wichtigsten Führungskräften des Unternehmens. Manager Magazin (19. Mai 2022)
Weitere Wechsel
Im Dezember letzten Jahres gab es weitere Wechsel bei Ottobock: Professor Dr. Michael Kaschke ist vom Aufsichtsrat ins Verwaltungsratsmandat gewechselt und hat als zusätzlicher nicht-geschäftsführender Direktor begonnen. Georgia Näder, Urenkelin von Otto Bock, hat ihr Aufsichtsratsmandat beendet, um ins operative Geschäft von Ottobock einzusteigen. Als Vice President of Futuring Mediterranee & Business Transition kümmert sie sich um den Generationswechsel in Frankreich und Zukunftskonzepte für die Zentrale und Märkte. Nach Unternehmensrichtlinien ist es nicht möglich, gleichzeitig im Aufsichtsrat tätig zu sein. Die Positionen von Kaschke und Georgina Näder werden in Zukunft von Jan Willem de Cler übernommen. Er ist ehemaliger Vorstand der Carl Zeiss Meditec AG. Eine weitere wichtige Rolle wird Professor Dr. Christoph Seibt übernehmen, Partner bei Feshfields Bruckhaus Deringer.
Hans Georg Näder bekannt für sprunghaftes Verhalten
Auch wenn Hans Georg Näder seinen momentanen CEO Oliver Jakobi in höchsten Tönen gelobt hat, bleibt die Frage offen, wie viel Gewicht solche Aussagen haben und wie die Handlungen von Näder dazu passen. Kurzfristige Meinungsänderungen des Duderstädters sind in der Vergangenheit nichts Besonderes gewesen. Das hat sich immer wieder gezeigt, wie beispielsweise in Interviews, welche er einfach abbricht, wenn die Fragen in eine Richtung gehen, die ihm nicht passen: Kritik an ihm und seinem Führungsstil.
Ob Oliver Jakobi im Jahr 2023 seine Position des CEO behalten wird, wird sich zeigen. Eine weitere Frage, die sich Hans Georg Näder stellen sollte: Falls Jakobi von sich aus das Unternehmen verlassen sollte, wer übernimmt dann die Position? Die Alternativen sind begrenzt.