Ottobock – wie schlecht die Beteiligung für EQT wirklich lief

2024-10-01
Lesezeit: 3 min

Dietmar Palan, 1 Oktober 2024 Manager Magazin

Ottobock – wie schlecht die Beteiligung für EQT wirklich lief

Für die Anleger der Private-Equity-Firma EQT endete das Engagement beim Prothesenfabrikanten Ottobock mit dem sprunghaften Mehrheitseigner Hans Georg Näder in einem Debakel. Interne Unterlagen offenbaren eine Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit.

Für gewöhnlich ist die Lektüre des Bundesanzeigers so spannend wie das Blättern in einem Telefonbuch: endlos lange Zahlenkolonnen und von Hardcorejuristen verfasste Texte.

Bei den Unternehmungen von Hans Georg Näder (63) lohnt die Mühe regelmäßig. Denn kaum irgendwo in der deutschen Wirtschaft klafft ein derart tiefer Krater zwischen versprochenem Glanz und nachträglich publizierter Tristesse wie beim Mehrheitseigner des Duderstädter Prothesenfabrikanten Ottobock. Für 2022 etwa protzte Näder zunächst mit einem Gewinn von 238 Millionen Euro; zuvor hatte er die Zahlen ein wenig bereinigen sowie Zinsen, Steuern und Abschreibungen herausrechnen oder, auf Neudeutsch, zu einem bereinigten Ebitda entschlacken lassen. Es war das Jahr, in dem er anfangs an die Börse drängte und dann zurückzuckte.

Erst vor wenigen Wochen publizierte er das Eingeständnis, dass damals unter Berücksichtigung aller Positionen unter dem Strich ein Minus von 18,7 Millionen Euro gestanden hatte. Nachzulesen ist das in der im Bundesanzeiger veröffentlichten Bilanz der Näder Holding GmbH & Co. KG, die im Wesentlichen die globalen Aktivitäten der operativen Ottobock SE & Co. KGaA abbildet.

Nach Lektüre der Zahlen drängt sich der Eindruck auf, dass Näder den IPO nicht wegen der damaligen Ukrainepanik abblies, sondern aufgrund des wenig börsenfein erscheinenden Zustands seines Ladens.

Was den Anlegern erspart blieb, zeigen Unterlagen des Private-Equity-Giganten EQT. 2017 hatten die Schweden Näder 20 Prozent an der operativen Ottobock SE & Co. KGaA abgenommen und sie ihm Ende März dieses Jahres zurückverkauft. In der Zeit dazwischen entwickelte sich die Sache für die Kapitalmarktprofis zum schwer verdaulichen Brocken. 415 Millionen Euro hatte EQT gemäß dem manager magazin vorliegenden Unterlagen (siehe Ausriss) für die Anteile gezahlt, 579 Millionen Euro kassiert. Das macht 164 Millionen Euro Zuwachs.

Nicht schlecht? Pro Jahr ergibt sich für die EQT-Anleger eine um die Kosten des Fonds bereinigte interne Verzinsung von mageren 4 Prozent. So viel werfen derzeit auch Staatsanleihen ab.

Der Blick auf eine andere für den Erfolg entscheidende Kennzahl verschärft den Eindruck: das Multiple on Invested Capital (MOIC). Ein um die Kosten korrigierter Multiplikator von 2 gilt als gutes Resultat. Also: 100 Euro investiert, 200 kassiert – oder: 100 Prozent Zuwachs über die komplette Anlagedauer; im Schnitt erreichen die Schweden diese Marke mit ihrem Fonds EQT VII auch. Hinter Ottobock aber steht ein Multiplikator von 1,1 – also 10 Prozent nach Kosten über 6,6 Jahre. “Für ein Risikoinvestment”, sagt ein Fondsinvestor, “ist das inakzeptabel.”

Sven Krüger, Näders langjähriger Medienanwalt, zeigt in der Sache eigenwilligen Humor: Antworten blieb er schuldig, wies aber gewissenhaft da­rauf hin, dass die E-Mail an die falsche Firma gegangen sei. Gleichzeitig glaubt er zu erkennen, dass die Fragen “zum großen Teil grob unrichtige und irreführende Zahlen und Spekulationen” enthielten