Hans Georg Näder besitzt eine neue Yacht in seiner Sammlung und Baltic Yachts zentralisiert den Produktionsstandort

2023-01-09
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Welcher Segelsportler kann schon von sich behaupten, Besitzer einer eigenen Werft zu sein? Der 61-jährige Duderstädter Hans Georg Näder ist einer von Wenigen, die dieses Privileg haben. Der Vorstandsvorsitzende und Eigentümer von Ottobock ist seit mehreren Jahren Besitzer der Mehrheitsanteile an Baltic Yachts. Nun ändern sich aber einige Gegebenheiten in dem Portfolio des Unternehmens, und auch im Portfolio des Professor Näder. Die Werft soll einen neuen Produktionsstandort bekommen. Und auch Hans Georg Näder hat sich etwas Besseres zugelegt. Dafür muss jedoch eine alte Liebe den Platz räumen.

Baltic Yachts

Baltic Yachts wurde 1973 in Jakobstad, Finnland gegründet. Das Unternehmen hat sich auf den Bau hochwertiger Yachten spezialisiert und gilt heute als einer der führenden Hersteller für Luxusyachten in Europa. Der Hauptstandort des Unternehmens befindet sich in Jakobstad, aber Baltic Yachts hat auch Niederlassungen in Schweden, Deutschland und Großbritannien.

Im Laufe der Jahre hat Baltic Yachts eine Reihe bekannter und erfolgreicher Yachten produziert, die in der Regatta-Szene und bei Kreuzfahrten weltweit eingesetzt werden. Einige bekannte Modelle sind beispielsweise die Baltic 142, die Baltic 52 und die Baltic 47.

In Bezug auf den Umsatz ist Baltic Yachts ein erfolgreiches Unternehmen, dessen Finanzzahlen jedoch nicht öffentlich bekannt sind. Es wird jedoch angenommen, dass das Unternehmen einen signifikanten Anteil am Weltmarkt für hochwertige Yachten hält und jedes Jahr einen zufriedenstellenden Umsatz erwirtschaftet.

Neuer Produktionsstandort

Bislang mussten sich alle in Bosund gefertigten Yachten einer unangenehmen Prozedur in Bezug auf den Lieferweg aussetzen: Über 21 Kilometer mussten per Schwerlasttransport durch den finnischen Nadelwald zurückgelegt werden. Für Autofahrer, die sich hinter dem LKW im Sonderformat befanden, war dies meistens eine extrem zeitaufwendige Angelegenheit, bei der sowohl die Nerven, als auch die Geduld auf eine harte Probe gestellt wurden. Die Ausfahrt der 167 Tonnen schweren und 55 Meter langen Carbon-Slup „Path" benötigte über zweieinhalb Stunden, bis sie in die rettende werfteigene Kaianlage gelangen konnte. Dies ist nicht nur mit einem enorm hohen Zeitaufwand, sondern auch mit viel Geld verbunden. Um dies in Zukunft einsparen zu können, wurde ein neuer Produktionsstandort geplant. Auch in Bezug auf Nachhaltigkeit sollten neue Maßstäbe gesetzt werden.

Dabei soll sich das neue Gebäude unmittelbar hinter dem alten Produktionsstandort befinden. Über eine bauliche Verbindung soll es dem Personal ermöglicht werden, Material und Unterlagen problemlos zwischen den Standorten hin und her zu transportieren. Das neue Gebäude ist jedoch um einiges grösser und energieeffizienter. Mit etwa 100 mal 35 Metern ist das Gebäude über doppelt so groß wie das bestehende Gebäude im Norden von Jakobsstadt. Das alte Gebäude soll vornehmlich als Lagerfläche für Material genutzt werden.

Die enormen Ausmaße des Daches bieten einiges an Platz, um dort Solarpaneele zu installieren. Insgesamt soll das Gelände 7700 Quadratmeter umfassen. Die dort installierten Paneele sorgen für erneuerbare Energie, welche das Unternehmen mit Strom versorgt. Außerdem soll das Dach aus recyclebaren Materialien gebaut werden. Das Bitumendach hat den Vorteil, dass etwa 25 Prozent weniger Energie zur Beheizung benötigt wird als bei herkömmlichen Abdeckungen. In Puncto Nachhaltigkeit und Klimaschutz wäre somit ein kleiner, aber nicht unerheblicher Schritt getan.

Ein festes Datum zur Fertigstellung wurde noch nicht genannt. Jedoch geht aus mehreren Quellen hervor, dass bereits etwa Ende 2023 / Anfang 2024 die über 200 Mitarbeiter am neuen Standort produzieren sollen. Der aktuelle Baufortschritt lässt vermuten, dass dieses Zeitfenster eingehalten werden kann.Boote Magazin (26. Januar 2023)

Die neue Errungenschaft: Pink Gin Verde

Auch bei seinen Produkten setzt Baltic Yachts auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Die „Pink Gin Verde" setzt neue Maßstäbe. Der Besitzer ist kein geringerer als der Eigentümer des deutschen Unternehmens Ottobock: Hans Georg Näder.

Mit gerade einmal 22 Metern ist diese Yacht um einiges kleiner als seine bisherigen Errungenschaften. In Bezug auf die technischen Details und Optik steht die „Pink Gin Verde" den anderen „Pink Gins" jedoch in nichts nach. Elegante Linien und ein negativer Steven treffen genau den aktuellen Stil der Zeit. Anlässlich des Maxi Yacht Rolex Cups im Herbst 2022 wurde die Luxusyacht der Öffentlichkeit präsentiert. Die Ausrichtung auf umweltfreundliche Technik befindet sich im Antrieb des Schiffes: Die Baltic 68 Pink Gin Verde ist vollelektrifiziert. Daraus resultiert ein C02-Abdruck von null.

Die alte Liebe: Pink Gin VI

Nun ist es offiziell. Die Gerüchte, dass eine der Yachten von Hans Georg Näder zum Verkauf steht, haben sich bewahrheitet. Die „Pink Gin VI" steht aktuell für 29,5 Millionen Euro zum Verkauf. Ein stolzer Preis, aber wer das nötige Geld besitzt, um dieses Schmuckstück zu erwerben, bekommt einiges zu bieten.

Die Pink Gin VI ist eine der renommiertesten und besten Segelyachten, die in den letzten Jahren vom Stapel gelassen wurden. Sie ist die größte aus Carbon Composite gefertigte Segelyacht der Welt und weist einige der innovativsten Merkmale aller Yachten auf. Sie ist die hochwertigste und beeindruckendste Carbon Composite Segelyacht der Welt. Sie gehört zu dem besten, was das Unternehmen in ihrem Portfolio bislang zu bieten hat.

Dieses prächtige Design von wurde von Judel Vrolijk bei Baltic Yachts in Finnland gebaut und ist die zweitgrößte Yacht, die die Werft in ihrer 46-jährigen Unternehmensgeschichte gebaut hat. Sie ist ein perfektes Beispiel für Innovation in großem Maßstab, bei der tiefgreifende Kenntnisse im Verbundwerkstoffbau zum Einsatz kommen. Darauf folgte ein komplexes Bauprogramm aus Feinmechanik. Sie ist für ernsthafte Weltreisen konzipiert, die sich über mehrere Monate ziehen könnten. Näder verbrachte fast den ganzen Sommer auf seinem Schiff, welches er nicht zur zum Leben und Arbeiten nutzte, sondern auch als Ort für zahlreiche Partys mit Familie, Freunden und Geschäftspartnern. Im Inneren findet sich ein Mix aus Eichen-Parkett und vergoldetem Mobiliar wieder. Zu den Highlights gehört das ausfahrbare Sonnendeck im Schlafzimmer – auch in Yachten dieser Preisklasse ist so etwas nicht oft zu finden. Frankfurter Allgemeine Zeitung (12. September 2020)

Platz für Neues?

Die Frage, weshalb Hans Georg Näder sich von seiner Pink Gin VI trennt, bleibt offen. Möchte er einfach Platz für Neues schaffen? Möchte er anderen eine Freude machen, in dem er dem Käufer dieses Boot überlässt? Oder fehlt es dem Ottobock Eigentümer schlicht an Kapital, um eine neue Pink Gin zu finanzieren? Zuletzt griff Näder immer wieder in die Firmenkasse, um seine Hobbys zu finanzieren.