Hans Georg Näders riskanter Rückkauf

2024-04-08
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Manager Magazin, 8 April 2024 “Hans Georg Näders riskanter Rückkauf”

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Die Trennung von Mehrheitseigner und Ottobock-Patriarch Hans Georg Näder von seinem Minderheitsgesellschafter EQT läuft schiedlich-friedlich. Der Gewinner des Deals sind die EQT-Anleger. Näder dagegen zahlt für seine Freiheit einen hohen Preis.

Am Ende mussten Hans Georg Näder (62) und Marcus Brennecke (62) ein paar quälende Monate länger miteinander auskommen als einst beabsichtigt. Näder und Brennecke, der eine hochemotionaler Mehrheitseigner des Prothesenspezialisten Ottobock, der andere kühl kalkulierender Partner und Deutschlandstatthalter des Private-Equity-Giganten EQT und in dieser Eigenschaft Minderheitsaktionär in Näders Reich, strebten auseinander, seit Näder vor zwei Jahren den geplanten Börsenstart abblies .

Die Scheidung allerdings gestaltete sich zäh. Über Monate hinweg hatten die Investmentbanker von J.P. Morgan im vergangenen Sommer vergeblich versucht, das EQT-Paket bei anderen Private-Equity-Firmen und großen Familienunternehmern unterzubringen. Die 5 bis 6 Milliarden Euro, die Näder als Bewertung für Ottobock aufgerufen hatte, waren wohl zu viel.

Die Überraschungssieger der Hängepartie heißen Brennecke und seine Investoren. Näder kaufte ihnen die von EQT gehaltenen Anteile von 20 Prozent komplett ab, Beteiligte nennen einen Preis von rund 800 Millionen Euro. Der Fonds hätte seinen Einsatz seit dem Einstieg 2017 damit nahezu verdoppelt. Brenneckes Team setzte die Einstiegskosten nach zuletzt verfügbaren Daten mit knapp 440 Millionen Euro an. Die jährliche Rendite des Ottobock-Engagements dürfte demzufolge allerdings nur bei rund neun Prozent liegen. Damit würde der Gewinn daraus nahezu vollständig Brenneckes Anlegern zustehen. Der Grund: Für gewöhnlich liegt die Hürde, ab der die Veräußerungsgewinnne zwischen Private-Equity-Gesellschaft (PE) und Anlegern aufgeteilt werden, bei einer Rendite von acht Prozent - nach Abzug sämtlicher Kosten inklusive der Managementgebühren.

Näder hat nun zwar die Alleinherrschaft über sein Unternehmen zurück. Dafür steigt allerdings der Druck, Ottobock börsenfähig zu bekommen. Aus eigenen Mitteln stemmen konnte er den Rückkauf der Anteile jedenfalls nicht. Also pumpte er sich 1,1 Milliarde Euro bei Kreditfonds; das wären gut 300 Millionen Euro mehr als für den Erwerb der EQT-Aktien nötig gewesen wären. Zu den Geldgebern gehören unter anderem der Londoner Assetmanager Hayfin und das australische Investmenthaus Macquarie. Zu den Konditionen des Deals mit EQT und den Vertragsdetails mit den Kreditfonds äußert sich Ottobock nicht.

Auf den ersten Blick wirkt die Konstruktion wie ein smarter Move: Zinsen bezahlen muss Näder schließlich erst, wenn in ein paar Jahren der IPO ansteht. Aber der Deal ist teuer. Insider berichten von Zinsen in Höhe von mindestens 10 Prozent. Selbst wenn die Fonds sich also auf einen Satz am unteren Rand ihrer Möglichkeiten eingelassen hätten, würden bei einem Börsengang in drei Jahren neben der Darlehenssumme einschließlich Zinseszinsen rund 350 Millionen Euro fällig. Bei einem Zinssatz von 12 Prozent würden die Fonds über drei Jahre bereits knapp 450 Millionen Euro als Nutzungsgebühr für das von ihnen zur Verfügung gestellte Kapital kassieren.

Immerhin können die neuen Geldgeber Näder nicht zu einem überstürzten Börsengang zwingen. Die Kreditverträge sollen eine Laufzeit von mehr als drei Jahren haben. Und sogenannte Covenants, bei deren Verletzung die Kredite sofort fällig gestellt werden können, gibt es offenbar keine. Darauf hätte sich keine Bank eingelassen. Aber die Fonds, heißt es in ihrem Lager, wollten sich mit dem Ottobock-Deal auch für andere große Kreditvergaben ins Gespräch bringen.

Für Näder lässt die gesichtswahrende und friedliche Trennung von EQT eine Tür offen für den Fall, dass der avisierte IPO nicht klappen sollte. Er willt auch im Private-Equity-Lager geschäftsfähig bleiben. Schließlich haben Brennecke und seine Anleger gut an Ottobock verdient. Nur müsste Näder in einem solchen Fall wohl deutlich mehr Anteile und vor allem Kontrolle abgeben, als er EQT vor sieben Jahren zugestand.